Die ökologische Ressourcensicherheit der Schweiz liegt laut den National Footprint and Biocapacity Accounts auf Platz 32 von 35 europäischen Ländern

Bis zum 25. März haben die Einwohner der Schweiz so viel verbraucht, wie die Schweizer Ökosysteme in einem ganzen Jahr erneuern können. Die hohe Abhängigkeit der Schweiz von ausländischer Biokapazität und der anhaltende globale ökologische Overshoot bedeuten, dass das Risiko für die Schweiz wächst.

GENF, SCHWEIZ – 22. März 2023 – Am Samstag, 25. März, hat die Schweiz bereits ihr eigenes jährliches Ressourcenbudget aufgebraucht. Deren Ressourcensicherheit wird gemessen, indem die Biokapazität der Schweiz mit ihrem ökologischen Fussabdruck verglichen wird. Dazu werden die Daten der National Footprint and Biocapacity Accounts verwendet, die von der York University in Toronto unter Aufsicht von FoDaFo erstellt werden. Die Biokapazität der Schweiz beträgt weniger als ein Viertel ihres ökologischen Fussabdrucks.  Unter den 35 europäischen Ländern mit mehr als einer Million Einwohnern wird die Schweiz bei der Ressourcenunsicherheit nur von Italien, den Niederlanden und Belgien übertroffen. Im Gegensatz dazu sind Finnland, Schweden und Lettland die drei ressourcensichersten Länder in Europa. Sie sind mit einer Biokapazität ausgestattet, die ihren Fussabdruck übersteigt. Die Resultate für alle Europäischen Länder sind hier.

Die Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben das Risiko der Ressourcenunsicherheit noch deutlicher gemacht. Versorgungsunterbrechungen gefährden wirtschaftliche Stabilität. Eine unzureichende Vorbereitung auf die voraussehbare Zukunft des Klimawandels und der Ressourcenknappheit riskiert Stagflation, also eine Kombination aus Inflation und Stagnation. Die Inflation wird durch gestiegene Inputkosten verursacht. Stagnation entsteht, wenn sich die wirtschaftlichen Möglichkeiten verringern aufgrund des Wertverlusts von zukunftsunfähigen Investitionen und Anlagen.

Hier ein genauerer Blick auf die Situation der Schweiz:

  • Die Schweiz nutz das 4.4-fache der eigenen Biokapazität.
  • Der CO2-Footprint der Schweiz macht 61% ihres gesamten Fussabdrucks aus. Er ist nach wie vor der grösste Faktor, auch wenn er, um das Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen schon vor 2050 auf null sinken sollte.
  • Lösungen für eine vollständige Energiewende, die mit den Pariser Klimazielen vereinbar ist, sind weitgehend bekannt, aber die Umsetzung erfolgt zu langsam.
  • Lebensmittel machen 20 % des gesamten Fussabdrucks der Schweiz aus, wobei weniger als die Hälfte davon mit Schweizer Biokapazität produziert wird.
  • Strategien zur Verringerung der Lebensmittelverschwendung, zum Einsatz regenerativer Anbaumethoden und zur Umstellung auf eine gesündere und umweltfreundlichere Ernährung sind bekannt, werden aber kaum umgesetzt.

“Ein robustes Ernährungssystem für die Welt und für die Schweiz erfordert weniger belastende Produktionsmethoden, eine Umstellung auf weniger ressourcenintensive Nahrungsmittel, eine Reduktion der Futtermittel von Anbauflächen, auf denen Nahrungsmittel für Menschen direkt produziert werden könnten, und die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung.  Wie wir aber erreichen, dass diese nötigen Veränderungen des Ernährungssystems wirklich umgesetzt werden, ist weniger klar – und bis jetzt sehen wir auch wenig Anstrengungen, diese Veränderungen wirklich ernsthaft angehen zu wollen”, sagt Dr. Anita Frehner vom FiBL.

Dieses wachsende Missverhältnis zwischen der menschlichen Nachfrage und den Möglichkeiten des Planeten wirft die Frage auf: Was wird in Zeiten des anhaltenden Overshoot wertvoller? “Wir glauben, dass es Dinge sind, die, wenn wir mehr davon haben, den globalen Overshoot weiter reduzieren. Power of Possibility liefert Beispiele für solche Optionen. Dies sind die vielversprechendsten Möglichkeiten,” sagt Dr. Mathis Wackernagel vom Global Footprint Network.

“Die Wirtschaft hat ein ureigenes Interesse an mehr Ressourceneffizienz. Die gute Nachricht ist, dass es Lösungsansätze gibt und immer mehr Unternehmen auf die Kreislaufwirtschaft und klimataugliche Geschäftsmodelle setzen. Damit wir die nötigen Veränderungen rechtzeitig und gesamtwirtschaftlich erreichen, setzt sich swisscleantech für die richtigen politischen Rahmenbedingungen ein,” kommentiert Franziska Barmettler, Vorstandsmitglied von swisscleantech.

Dabei gäbe es so viele Möglichkeiten, Kapazitäten aufzubauen, die es uns allen ermöglichen würden, in einer Welt mit begrenzten Ressourcen zu gedeihen. “Im Bereich der Agrar- und Ernährungswirtschaft beobachten wir beispielsweise Wachstumsraten von über 10 % pro Jahr bei Unternehmen, die neue Wege zur Verbesserung von Ernährung und Gesundheit bei gleichzeitiger Reduzierung des Overshoot beschreiten. Das sind vielversprechende Wertangebote”, sagt Dr. Lucas Grob von Swiss Food Research, einem Innovationsnetzwerk für die Agrar- und Ernährungswirtschaft.

“Es ist gar nicht so kompliziert”, ergänzt Lauren Wildbolz von Soil to Soul: “Eat food. Mostly plants. Not too much.”

 

Medienkontakte:

Corinne Stämpfli
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