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Earth Overshoot Day 2022:

Ecuadors Umweltminister ruft zum Handeln auf: „Nutzen wir unsere ökologische Stärke, um unsere Zukunft zu gestalten“

QUITO, ECUADOR – 28. Juli 2022 – Der 28. Juli ist der diesjährige Earth Overshoot Day. Dies geht aus Berechnungen des Global Footprint Network unter Verwendung von Daten der National Footprint and Biocapacity Accounts hervor.

Der ecuadorianische Minister für Umwelt, Wasser und ökologischen Wandel, Gustavo Manrique, eröffnete den diesjährigen Earth Overshoot Day (auch Erdüberlastungstag genannt) mit Videos von Umweltministern aus der ganzen Welt (Carlos Correo von Kolumbien, Zac Goldsmith  UK, Rosalie Matondo vom Congo, Milciades Concepción von Panama). Der Event im Aussenministerum Ecuadors ist hier zu sehen.

Earth Overshoot Day erinnert uns daran, dass der seit über einem halben Jahrhundert anhaltende Overshoot zu einem massiven Rückgang der biologischen Vielfalt, einem Überschuss an Treibhausgasen in der Atmosphäre und einem verschärften Wettbewerb um Nahrungsmittel und Energie geführt hat. Die ungewöhnlichen Hitzewellen, Waldbrände, Dürren und Überschwemmungen machen das noch deutlicher.

Der wirtschaftliche Druck ist bereits spürbar. Analysen des Global Footprint Networks zeigen, dass bereits mehr als 3 Milliarden Menschen in Ländern leben, die weniger Nahrungsmittel produzieren als sie verbrauchen und zudem ein geringeres Einkommen als der Weltdurchschnitt erzielen. Das bedeutet, dass sie nicht nur über unzureichende Nahrungsmittelkapazitäten verfügen, sondern auch beim Zugang zu Nahrungsmitteln auf den globalen Märkten stark benachteiligt sind. Bezieht man alle Ressourcen, nicht nur die Nahrungsmittel, in dieses Kalkül mit ein, so steigt die Zahl der Menschen, die dieser doppelten Herausforderung ausgesetzt sind, auf mittlerweile 5,8 Milliarden Menschen. Dieser Trend, der noch durch die Pandemie und durch bewaffnete Konflikte wie in der Ukraine verstärkt wird, führt zu einer zunehmenden Ernährungsunsicherheit.

„Der Earth Overshoot Day zeigt, dass das derzeitige Produktions- und Konsumsystem nicht mit der Absicht vereinbar ist, unseren Planeten weiterhin zu bewohnen. Unsere natürlichen Ressourcen zu schützen und unsere Nachfrage nach ihnen zu steuern, braucht konkrete Maßnahmen, die auf ein neues Entwicklungsmodell abzielen, das auf Nachhaltigkeit und Regeneration beruht. Von Ecuador aus rufen wir die Welt auf, diesen Fragen wesentlich mehr Gewicht zu geben“, erklärte Minister Gustavo Manrique.

„Ressourcensicherheit wird zu einem immer wesentlicheren Parameter der wirtschaftlichen Stärke. Zu warten hat keinen Vorteil. Vielmehr liegt es im Interesse jeder Stadt, jedes Unternehmens und jedes Landes, die eigene Handlungsfähigkeit in einer voraussehbaren Zukunft des Klimawandels und der Ressourcenknappheit zu schützen“, sagte Mathis Wackernagel, Gründer des Global Footprint Network.

„Die Städte sind der Schlüssel zur Transformation hin zu einer nachhaltigen Infrastruktur. Quito mit seinen ökologischen Schutzgebieten, Santiago de Chile mit seinen vielen Elektrobussen oder Bogota mit seinen Fahrradwegen zeigen, wie lokale Regierungen ihren eigenen Städten eine bessere Chance für eine solide Zukunft geben können“, sagte Sebastian Navarro, Generalsekretär von CC35, der Klimakoalition der Hauptstädte Amerikas.

Eine Trendwende ist nicht nur möglich. Sie bringt auch wirtschaftliche Vorteile für diejenigen mit sich, die die Initiative ergreifen. Es gibt zahlreiche Beispiele, die wirtschaftlich robust sind und gleichzeitig den Overshoot reduzieren. Wir nennen sie Macht des Möglichen. Darunter sind:

  • Eine Halbierung der weltweiten Lebensmittelverschwendung, wie von vielen Lokalinitiativen auf der ganzen Welt angestrebt wird, würde den Earth Overshoot Day um 13 Tage herausschieben (#MoveTheDate).
  • Die städtische Fahrradinfrastruktur weltweit auf ein Niveau wie derzeit in den Niederlanden zu heben, hat das Potenzial, den Earth Overshoot Day um 9 Tage zu verzögern.
  • Strom durch kostengünstige land-basierte Windkraft zu erzeugen, wie das in Dänemark und Deutschland praktiziert wird, hat das Potenzial, den Earth Overshoot Day um mindestens 10 Tage zu verschieben.

“Nutzen wir die Macht des Möglichen, und gestalten unsere Zukunft so, wie wir sie wollen”, sagt Wackernagel.

Fakten zum Earth Overshoot Day

  • Um alles zu erneuern, was die Menschheit derzeit von der Natur fordert, bräuchte es die Biokapazität von 1,75
  • 60 % des weltweiten Fußabdrucks sind CO2-Emissionen. Wollen wir einen unkontrollierten Klimawandel vermeiden, sollte dieser Anteil vor 2050 auf null reduziert werden, ohne dass andere Teile des Fußabdrucks zunehmen.
  • 3 Milliarden Menschen leben in Ländern, die weniger Nahrungsmittel produzieren, als sie verbrauchen, und außerdem ein geringeres Einkommen erzielen als der Weltdurchschnitt, und damit auf dem Weltmarkt die Differenz kaum ersteigern können.
  • Allein die Ernährung beansprucht heute 55 % der Biokapazität unseres Planeten, also mehr als die Hälfte der Erde.
  • 5,8 Milliarden Menschen, d. h. 72 % der Weltbevölkerung, leben in einem Land, das ein Biokapazitätsdefizit aufweist und weniger Einkommen erwirtschaftet als der Weltdurchschnitt.
  • In diesem Jahr liegen zwischen dem Earth Overshoot Day und dem Ende des Jahres noch 156 Tage.
  • Der seit 50 Jahren anhaltende Overshoot bedeutet, dass sich die jährlichen Defizite zu einer ökologischen Schuld aufbauen. Die Summe der jährlichen Defizite ist bisher schon auf eine „Schuld“ von 19 Jahre an Regenerationskapazität unseres Planeten angestiegen. Daher erleben wir ökologische Degradation und Akkumulation von Treibhausgasen in unserer Atmosphäre.
  • Wenn die Menschheit den Earth Overshoot Day jedes Jahr um 6 Tage hinauszögert, wird die Menschheit vor 2050 weniger als einen Planeten benötigen. Noch besser: das vom IPCC vorgeschlagene 1,5 C°-Szenario kann erreicht werden, wenn wir das Datum jedes Jahr um 10 Tage verschieben.
  • Es gibt viele Möglichkeiten, den Overshoot zu verkleinern. Sie sind wirtschaftlich positiv. Unternehmungen, deren Produkte auch noch helfen, den Overshoot zu verringern, werden mit größerer Wahrscheinlichkeit an Wert gewinnen, als die, die zum Overshoot beitragen.

Zusätzliche Ressourcen

Zum Ecological Footprint

Der Ecological Footprint (oder ökologische Fußabdruck) ist die umfassendste Buchhaltung biologischer Ressourcen, die es gibt. Mit 15’000 Datenpunkten pro Land und Jahr summiert er alle sich gegenseitig konkurrierenden Ansprüche der Menschen an biologisch produktive Flächen – Nahrung, Holz, Fasern, Kohlenstoffbindung und Unterbringung von Infrastruktur. Derzeit machen die Kohlenstoffemissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe 61 Prozent des der Menschheit aus. Die National Footprint and Biocapacity Accounts werden nun vom FoDaFo mit der York University in Toronto erstellt.

Zum ökologischen Overshoot

Seit Anfang der 1970er Jahre befindet sich die Menschheit in einem ökologischen Defizit. Die Überlastung kann nicht ewig andauern. Die Auswirkungen dieses globalen ökologischen Overshoots sind bereits in Form von Abholzung, Bodenerosion, Verlust der Artenvielfalt und der Anhäufung von Kohlendioxid in der Atmosphäre zu beobachten. Ökologisch defizitär zu wirtschaften bedeutet, dass wir nicht nur die jährlichen “Zinsen” unseres Naturkapitals verbrauchen, sondern es auch abbauen, indem wir Ressourcen aus der Zukunft nehmen, um die Gegenwart zu bezahlen. Mit den ökologischen Vorschüssen zukünftiger Generationen zu arbeiten ist offensichtlich keine langfristig erfolgreiche Strategie.

Zum Global Footprint Network

Global Footprint Network ist eine internationale Nachhaltigkeitsorganisation, die der Welt hilft, im Rahmen der Möglichkeiten der Erde zu leben und auf den Klimawandel zu reagieren. Seit 2003 haben wir mit mehr als 50 Ländern, 30 Städten und 70 globalen Partnern zusammengearbeitet, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu liefern, die zu nachhaltigen politischen und Investitionsentscheidungen geführt haben. Gemeinsam bauen wir eine Zukunft, in der wir alle innerhalb der Grenzen unseres einen Planeten gedeihen können. www.footprintnetwork.org

Medienkontakte

Alessandro Galli, Ph.D., Direktor, Mittelmeer- und MENA-Regionen
Mittelmeer-Büro des Global Footprint Network
alessandro@footprintnetwork.org | +39-347-9034977 (mobil) | Italienisch, Englisch

Marta Antonelli, Ph.D., Leiterin Lebensmittelsysteme
Schweizer Büro von Global Footprint Network
marta.antonelli@footprintnetwork.org | +41 78 656 28 44 (mobil) | Italienisch, Englisch

Amanda Diep, Direktorin, Kommunikation
Global Footprint Network, USA
amanda.diep@footprintnetwork.org | (510) 839 8879 Ext 4 | Englisch

Laetitia Mailhes, Medien und Kommunikation
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